Warum es riskant ist, nur auf Wachstumsbranchen zu setzen
Wie das Deep-Seek-Debakel zeigt, warum ein breit gestreutes Juniordepot die bessere Wahl ist
Verlockend, aber gefährlich!
Wer träumt nicht davon, früh in die nächste große Innovation zu investieren und dabei überdurchschnittliche Renditen zu erzielen? Besonders Eltern, die langfristig für ihre Kinder vorsorgen möchten, setzen häufig auf boomende und vielversprechende Wachstumsbranchen – aktuell allen voran die Künstliche Intelligenz.
Doch ist es wirklich eine clevere Strategie, ein Juniordepot stark auf Zukunftstrends auszurichten? Dieser Artikel beleuchtet warum eine zu starke Gewichtung auf einzelne Wachstumsbranchen riskant ist und wie beispielsweise eine einzige Meldung von Deep-Seek den KI-Markt auf den Kopf stellte.
Deep-Seek: Die Nachricht, die Milliarden vernichtete
Im Januar 2025 erlebte der KI-Sektor einen unerwarteten Schockmoment. Das aufstrebende Unternehmen Deep-Seek verkündete eine bahnbrechende Entwicklung: Eine KI-Technologie, die mit wesentlich weniger Rechenleistung und geringeren Kosten vergleichbare Ergebnisse wie führende Modelle erzielt.
Klingt erst mal vielversprechend, oder? Doch die Auswirkungen auf den Aktienmarkt waren dramatisch. Bis dahin wurde der KI-Markt von Schwergewichten wie Microsoft, Google, OpenAI und Nvidia dominiert. Diese Unternehmen hatten Milliarden in leistungsstarke, aber extrem rechenintensive KI-Systeme investiert. Deep-Seeks Durchbruch ließ Zweifel aufkommen, ob diese Monopolstellung noch lange Bestand haben würde.
Analysten hatten vorhergesagt, dass KI-Dienstleistungen hohe Margen abwerfen würden – vor allem, weil die Entwicklung teuer ist und daher hohe Markteintrittsbarrieren bestehen. Doch wenn ähnliche Systeme plötzlich deutlich günstiger betrieben werden können, bedeutet das fallende Preise und niedrigere Gewinne.
Der KI-Hype hatte viele Unternehmen auf extreme Bewertungen getrieben – Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) von über 100 waren keine Seltenheit. Die Nachricht von Deep-Seek sorgte für ein Umdenken, und als die ersten Anleger ausstiegen, löste das eine Kettenreaktion aus. Es entstand ein Dominoeffekt am Aktienmarkt und viele selbst große Blue Chips (Nvidia , Google oder Microsoft) wurden deutlich abgewertet.
Wer sein (Junior-)Depot einseitig auf KI ausgerichtet hatte, musste innerhalb weniger Tage massive Verluste hinnehmen. Wie die Geschichte ausgeht ist aktuell noch offen, jedoch zeigt dieses Beispiel wie schnell man als Anleger bei einer vermeintlich vielversprechenden Technologie kalt erwischt erwischt werden kann
Déjà-vu? Frühere Wachstumsbranchen, die als Blase endeten:
Die KI-Manie ist nicht die erste ihrer Art – und sicher nicht die letzte. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass überhypte Branchen oft mit einem Crash enden:
- Dotcom-Blase (1999–2000): Der Internetboom ließ Aktienkurse explodieren – bis sich herausstellte, dass viele Unternehmen kaum Substanz hatten. Der Nasdaq verlor daraufhin fast 80 % seines Wertes.
- Immobilienblase (2007–2008): Der Immobilienmarkt in den USA boomte, angetrieben durch leicht zugängliche Hypotheken. Als die Blase platzte, führte dies zur globalen Finanzkrise, und Immobilienwerte brachen drastisch ein
- Solar-Hype (2007–2011): Erneuerbare Energien galten als Zukunftsmarkt. Doch als staatliche Förderungen zurückgingen, stürzten viele Solaraktien um über 90 % ab.
- 3D-Druck-Hype (2012–2014): 3D-Druck wurde als revolutionäre Technologie gefeiert, die viele Industrien verändern würde. Doch die Erwartungen waren überzogen, und viele Unternehmen in diesem Bereich sahen ihre Aktienkurse stark fallen
- Biotech-Blase (2015): Biotechnologieunternehmen erlebten einen enormen Anstieg ihrer Aktienkurse, getrieben von Hoffnungen auf bahnbrechende medizinische Fortschritte. Als sich herausstellte, dass viele dieser Fortschritte noch Jahre entfernt waren, brachen die Kurse vieler Biotech-Aktien ein
- Cannabis-Boom (2018–2020): Nach der Legalisierung in einigen Ländern strömten Anleger in Cannabis-Aktien. Doch die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt – viele Werte brachen um über 90 % ein.
Wer zu einseitig auf einzelne Trends setzt, muss mit massiven Schwankungen rechnen und hätte über einen langfristigen Zeitraum keine Renditevorteile erzielen können. Anstatt Trends hinterherzujagen, setzt langfristiger Anlageerfolg in der Regel auf Diversifikation und ein passiven Anlagestrategie (buy-and-hold). Der MSCI World Index erzielte beispielsweise über die letzten 50 Jahre eine durchschnittliche Rendite von ca. 8 % pro Jahr – trotz zahlreicher Krisen.
Der Fall Deep-Seek zeigt eindrucksvoll, wie schnell eine einzige Nachricht einen gesamten Sektor ins Wanken bringen kann. Heute ist es KI, gestern waren es Internet- oder Solaraktien – und morgen?
Lass dich nicht von der Euphorie einzelner Sektoren blenden. Die beste Investition für dein Kinderdepot ist eine langfristige und gut diversifizierte Strategie.




